Berichtsheft – unnötige Qual und veralteter Zeitfresser?

Jedes Jahr aufs Neue heißt es für unzählige junge Menschen: „Auf in die Berufswelt! Das erste Mal so richtig Geld verdienen! Die Ausbildung startet!“ Neben fachlichen Fähigkeiten und Kenntnissen lernen die Auszubildenden auch einiges über den Ausbildungsbetrieb kennen, müssen die Berufsschule erfolgreich bestehen und ihre Ausbildungsnachweise regelmäßig führen.

Diese Ausbildungsnachweise, oder auch Berichtsheft, sind essenzieller Bestandteil der Berufsausbildung. Es ist im Berfusbildungsgesetz festgelegt, dass Auszubildende dieses führen müssen.

Berichtsheft, eine unnötige Qual?

In einigen Unternehmen wird dies oft seitens der Ausbildenden und der Auszubildenden kommuniziert. „Nicht schon wieder.“, „Habe ich vergessen!“, „Nicht so wichtig.“, sind häufige Kommentare, der Betroffenen. Dabei kann es verständlich wirken, warum diese und weitere negative Assoziationen mit dem Berichtsheft in der Betriebslandschaft kursieren. Mit einem stumpfen „das macht man halt.“, „So wurde es schon immer gemacht.“ oder „Weil man es machen muss!“ kann man die Auszubildenden – und schon gar nicht Millenials – motivieren. Auch kann man keinen echten Mehrwert für das Unternehmen, die Azubis und die Führungskräfte schaffen. Doch wenn man sich das ursprüngliche Ziel des Berichtshefts vor Augen führt, wird deutlich warum, das Berichtsheft nicht nur eine Daseinsberechtigung hat, sondern auch entscheidende Vorteile für alle Betroffenen birgt. Hier sechs gute Gründe, die zum Führen des Berichtshefts motivieren:

  1. Reflektieren/Zusammenfassen
    Ziel ist es, die Inhalte zu reflektieren und mit eigenen Worten zusammenzufassen. Hierzu helfen das Schreiben bzw. Visualisieren. Das Umgesetzte bleibt nicht nur getan und erledigt, sondern wird retroperspektiv verstanden, aufgearbeitet und gelernt.
  2. Qualitätsentwicklung/-sicherung
    Mit Hilfe des Ausbildungsnachweises wird zum einen die Qualität der Ausbildung entwickelt, als auch gesichert. Als Ausbildungsbetrieb hat man eine Übersicht über Stärken und Schwächen des eigenen Ausbildungsprogramms und zeitgleich bekommen die Auszubildenden eine Übersicht über ihren Ausbildungserfolg.
  3. Zeitlicher & inhaltlicher Nachweis über Ausbildungsablauf
    Ein praktischer Nachweis, über alle Inhalte der Ausbildung und deren zeitlicher Verlauf. Was lief gut/schlecht bzw. fiel leicht/war kompliziert? So kann man als Ausbilder auch im weiteren Ausbildungsverlauf die Auszubildenden gezielt fördern/einsetzen/platzieren.
  4. Übersicht Kenntnisse/Fähigkeiten:
    Alle Kenntnisse und Fähigkeiten, die während der Ausbildung vermittelt wurden, werden dokumentiert. Falls man mitten in der Ausbildung hinterfragt, was man denn eigentlich überhaupt erreicht hat und was das vielleicht alles soll?
    -> kurzer Blick ins Berichtheft hilft, zu zeigen, was man alles erreicht hat.
  5. Zulassung zur Abschlussprüfung:
    Natürlich muss auch dies noch als Motivationsgrund genannt werden, denn: Die Führung des Ausbildungsnachweises ist im Berufsbildungsgesetz verankert und Voraussetzung für die Zulassung zur Abschlussprüfung (§ 43 Abs. 1 Nr. 2, BBIG). (https://www.bmbf.de/SharedDocs/Publikationen/de/bmbf/3/31569_Das_neue_Berufsbildungsgesetz.pdf;jsessionid=3195DD57CCDAE4D7A3A6B76A85449034.live091?__blob=publicationFile&v=3)
  6. Kreative Abwechslung:
    Laut § 14 Abs. 1 Nr. 4 BBiG ist dem Auszubildenden während der Arbeitszeit Gelegenheit zu geben, den Ausbildungsnachweis zu führen. Dies ermöglicht eine kreative Abwechslung im Arbeitsalltag zu bekommen, wenn man sonst mit den ausbildungstypischen Aufgaben beschäftigt ist. Hierbei kann auf verschiede Weise das kreative Denken gefördert und aktiviert werden.

Berichtsheft, ein veralteter Zeitfresser für Azubis und Führungskräfte?

OK – verstanden! Es ist vielleicht keine Qual, aber trotzdem ein Zeitfresser und ein veraltetes Konstrukt, oder? Leider verdient dieser Teil der Überschrift eine Zustimmung. Denn oftmals läuft die Führung des Ausbildungsnachweises wie folgt statt:

Vielleicht ein wenig überspitzt, aber klar ist: Der Zeitverlust ist auf allen Seiten vorhanden und mit einem analogen „Papierarbeiten“ ist man schnell im 21. Jahrhundert überholt. Vor allem ist es seitens der sog. „digital Natives“ ein Arbeitgeberpluspunkt, wenn sie sich in „ihrer digitalen Welt“ bewegen können.

Denn das Ziel der jungen Menschen ist es die Ausbildung erfolgreich und sicher zu durchlaufen, während das Unternehmensziel ist, die Auszubildenden an das Unternehmen zu binden.

 

Praktische Tipps für Ausbildende und Auszubildende im Überblick:

  • Wochenberichte an ruhigem, hellem Ort erstellen
  • Fixer Termin in der Woche um Wochenbericht zu erstellen und über die Woche zu reflektieren
  • Regelmäßige feste Termin vereinbaren zwischen Auszubildenden und Ausbildenden
  • Zeit nutzen für Feedback und persönliches Kennenlernen
  • Berichtsheft als persönliches Portfolio nutzen
  • Berichtsheft als persönliches Nachschlagewerk und Prüfungsvorbereitung nutzen
  • Wertschätzung vermitteln durch Lob und Anerkennung, denn die Auszubildenden leisten eine wichtige und entscheidenden Transferleistung
  • Lernblockaden bzw. Rechtschreibschwächen offen ansprechen. Ängste und Unsicherheiten können so gelöst und gelockert werden (digitale Rechtschreibprüfung nutzen)
  • Berichtsheft ernst nehmen und konstruktives Feedback erteilen

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